Wirtschaftliches Umfeld
- Wirtschaft entwickelt sich langsamer als im Vorjahr
- Deutsche Luftfahrt wächst leicht – verliert aber im internationalen Vergleich
- Einzelhandel profitiert von starker Konjunktur
- Gastronomie und Hotelgewerbe – Aufschwung setzt sich fort
- Werbewirtschaft – Digitalisierung als Wachstumstreiber
- Parkraumbewirtschaftung – Abhängigkeit von der Kundenstruktur
- Schlussspurt auf dem stabilen Münchner Büromarkt bleibt aus
Gesamtwirtschaftliches Umfeld
Für ein internationales Luftverkehrsdrehkreuz wie den Flughafen München ist neben der nationalen auch die internationale Wirtschaftsentwicklung entscheidend.
Das Wachstum der Weltwirtschaft blieb im Jahr 2019 hinter den Erwartungen der Vorjahresprognose zurück und wurde bereits im ersten Quartal des Jahres nach unten korrigiert. Nach Berechnungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) belief sich die Zunahme des weltweiten realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) im Jahr 2019 auf 2,9 %. Damit ist das Wachstum auf dem schwächsten Stand seit der globalen Finanzkrise in den Jahren 2008 und 2009.1
Die Wirtschaft in den Schwellenländern hat sich schwächer als im Vorjahr entwickelt. Insbesondere der erwartete Rückgang in der Volksrepublik China trug dazu einen bedeutenden Anteil bei. Im Zuge des Handelskonflikts mit den USA sind seit September 2019 zwei Drittel der US-amerikanischen Importe aus China von Sonderzöllen betroffen. Die Wachstumsrate in China lag bei 6,1 % und damit 0,5 Prozentpunkte unterhalb des Vorjahreswerts. Die weltweiten Auswirkungen im Zusammenhang mit dem Coronavirus waren in 2019 noch gering. Auch die Lage in der Türkei war weiterhin angespannt. Die Wachstumsrate des BIP sank von 2,9 % im Vorjahr auf nunmehr 0,4 %, bedingt durch hohe Verbraucherpreise, die um 14,9 % anstiegen.2
In den Industrienationen ist die wirtschaftliche Konjunktur aufgrund der rückläufigen Entwicklung des Welthandels deutlich zurückgegangen. In den USA führte der Handelskonflikt mit China zu einer anhaltenden handelspolitischen Unsicherheit, was sich insbesondere auf die Exporte aus den USA auswirkte. Der private Konsum stieg – nach einer schwächeren Phase um den Jahreswechsel 2018/2019 – wieder deutlich an und konnte der rückläufigen Wachstumsrate entgegenwirken. Dies ging mit einer positiven Arbeitsmarktentwicklung einher, die unter anderem durch steigende Löhne und eine niedrige Arbeitslosenquote gekennzeichnet war. Die Wachstumsentwicklung Großbritanniens bezüglich der Exportmöglichkeiten aus Sicht von Deutschland wird durch die anhaltende Unsicherheit hinsichtlich der Auswirkungen des Brexits belastet. Dies zeigte sich in einer schwachen Entwicklung bei den Unternehmensinvestitionen. Das Wachstum des BIP im Jahr 2019 lag wie im Vorjahr bei nur 1,3 %. Der Arbeitsmarkt zeigte sich mit einer Arbeitslosenquote von 3,8 % stabil. Die Investitionsdynamik ist bedingt durch die erhöhte Unsicherheit sowie aufgrund verschlechterter Wachstumserwartungen anhaltend schwach.2
Wirtschaftswachstum ausgewählter Zielländer weltweit
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Im Euroraum lag das BIP-Wachstum für das Jahr 2019 bei 1,2 %; dies entspricht 0,7 Prozentpunkten unterhalb des Vorjahreswerts. Neben einer schwächeren Entwicklung der Im- und Exporte hat sich der Arbeitsmarkt positiv entfaltet. Die expansive Geldpolitik der EZB stützte die Wachstumsrate und wirkte der insgesamt verhaltenen Entwicklung entgegen. Auf Mitgliedsstaaten, die vom verarbeitenden Gewerbe abhängig sind, wirkte sich die schwächelnde Konjunktur besonders aus. Der private und staatliche Konsum setzte hingegen positive BIP-Wachstumsimpulse. Der anfängliche Rückgang der Arbeitslosenquote hat sich in der zweiten Jahreshälfte 2019 wieder etwas verlangsamt. Der Anstieg der Exporte aus dem Euroraum ist mit 2,9 % auf einem stabilen Stand. Das Zinsniveau ist aufgrund der expansiven Geldpolitik der EZB historisch niedrig.2
Wirtschaftswachstum ausgewählter Zielländer europaweit
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Die deutsche Wirtschaft ist im Jahr 2019 insgesamt deutlich schwächer gewachsen als noch in den Vorjahren. Das BIP-Wachstum lag bei nur 0,5 %. Vor dem Hintergrund größer werdender globaler Unsicherheiten, wie dem Brexit, den Handelskonflikten mit den USA und einer sich international abkühlenden Konjunktur befindet sich die exportabhängige deutsche Wirtschaft in einem Abschwung. Auch in der Industrieproduktion setzte sich der Abwärtstrend der beiden Vorjahre im Wesentlichen fort. Bis Ende 2019 sank die Produktion im verarbeitenden Gewerbe im Durchschnitt um 3,9 %. Stark rückläufig war zudem die Produktion in der Energieversorgung, da sich die europäischen Emissionszertifikate im Betrachtungszeitraum stark verteuert haben. Auch die Exporte entwickelten sich verhaltener als im Vorjahr (+1,3 %). Dagegen stiegen im Jahr 2019 die Bauinvestitionen, die weiterhin vom niedrigen Zinsniveau getrieben werden, an (+3,9 %). Eine weitere Ausweitung wird durch bereits bestehende Kapazitätsengpässe verhindert. Auch der private Konsum verzeichnete eine Zuwachsrate von 1,5 %. Diese positive Entwicklung der Konsumausgaben wird von der günstigen Lage am Arbeitsmarkt (Arbeitslosenquote bei 5,0 %) und dem steigenden Lohnniveau getragen.5
Der Ölpreis (Marke Brent) schwankte in einem Intervall zwischen 53 und 76 US-Dollar je Barrel. Ende April 2019 erreichte er seinen Höchststand und fiel zum Jahresende auf etwa 67 US-Dollar je Barrel ab.6
Wirtschaftliches Umfeld Luftverkehr (Aviation)
Nach Analysen der International Air Transport Association (IATA) verzeichnete der weltweite Luftverkehr im Jahr 2019 erneut einen deutlichen Anstieg. Bei den verkauften Passagierkilometern konnte weltweit ein Plus von 4,2 % erreicht werden; diese Wachstumsrate lag erstmalig seit der Weltwirtschaftskrise unter dem langjährigen Trend von circa 5,5 %.7 Dagegen gingen die Frachttonnenkilometer im Bereich Luftfracht um 3,3 % zurück. Gründe sind das schwache Wachstum und die zunehmenden Spannungen im Welthandel.8
Die in der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen (ADV) organisierten Flughäfen erzielten im Jahresdurchschnitt 2019 verhaltene bis rückläufige Wachstumsraten. Das gewerbliche Passagieraufkommen (an/ab) stieg insgesamt um 1,5 %. Die Flugbewegungen lagen mit +0,1 % auf Vorjahresniveau. Analog zur weltweiten Frachtentwicklung ging der Cargo-Umschlag (Summe aus Luftpost und Fracht ohne Transit) um 3,2 % zurück. Somit verzeichnete der Flughafen München im Jahr 2019 bei Passagieren und Flugbewegungen überdurchschnittliche Wachstumsraten, dagegen lag die Cargo-Entwicklung unter dem ADV-Schnitt.9 Weitere Erläuterungen hierzu sind im Abschnitt »Geschäftsverlauf Aviation« zu finden.
Im weltweiten Vergleich, gemessen in verkauften Passagierkilometern, lag die Region Afrika mit einem Wachstum von 4,9 % im Jahr 2019 an erster Stelle, gefolgt von Asien/Pazifik (+4,8 %) und Europa (+4,2 %).
Nach Angaben des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) entwickelten sich die deutschen Fluggesellschaften im europäischen Vergleich unterdurchschnittlich. Während die Verkehrsleistung europäischer Fluggesellschaften (gemessen in verkauften Passagierkilometern) mit einem Plus von 4,2 % mit dem globalen Durchschnitt (+4,2 %) mithalten konnte, erzielten die deutschen Fluggesellschaften mit +1,3 % ein schwächeres Ergebnis, das auf die Insolvenz der Germania zurückzuführen ist. Ohne diesen Sondereffekt hätten sich die deutschen Fluggesellschaften mit rund +4 % auf europäischem Niveau entwickelt. Das Wachstum in Europa reduzierte sich im Jahresverlauf von 7,4 % auf 2,5 %. Der Marktanteil deutscher Fluggesellschaften in ihrem Heimatmarkt sank von 67 % im Jahr 2012 auf 55 % im Jahr 2019. Neben Airline-Insolvenzen führt der BDL als Gründe die ungünstigen Kostenstrukturen deutscher Fluggesellschaften sowie die Belastung durch die deutsche Luftverkehrssteuer an.10
Ähnlich wie die deutschen Fluggesellschaften verzeichneten die deutschen Flughäfen insgesamt ein leicht positives Ergebnis (+1,5 % Passagiere) und lagen damit unter dem weltweiten Durchschnitt von 3,0 %. Nachdem sich das erste Halbjahr 2019 noch positiv entwickelt hatte (+4,2 %), ging die Passagierentwicklung im zweiten Halbjahr 2019 um 0,7 % zurück. Besonders stark betroffen war der Inlandsverkehr, stabil im Plus dagegen lag der Interkontinentalverkehr. Trotz dieser Entwicklung sieht der BDL im langfristigen Trend weiterhin eine stabile Basis für den innerdeutschen Luftverkehr.11
Nach den Rekordverspätungen im Vorjahr zeigte sich laut IATA im Jahr 2019 eine Zunahme der Pünktlichkeit im europäischen Luftraum um 5,7 %. Allerdings wurden weiterhin die hohen Infrastrukturkosten bemängelt. Positiv wurde die Entwicklung der Treibstoffpreise gesehen, diese gingen um 10,6 % zurück.
Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur hat in seinem aktuellen Luftverkehrskonzept 20 Maßnahmen zur Bewältigung der Anforderungen untersucht. Es kam zu dem Schluss, dass das Ziel (Teilhabe am weltweiten Wachstum) trotz Umsetzung aller Vorschläge aus dem Portfolio nur zum Teil erreicht wird. Somit würde ein weiterer Zeitverzug bei der Realisierung dieser Maßnahmen die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Luftverkehrswirtschaft elementar gefährden. Das Hauptproblem des deutschen Luftverkehrs liegt somit nicht an einer mangelnden Nachfrage, sondern daran, die Nachfrage nicht durch ein entsprechendes Angebot befriedigen zu können.12
Wirtschaftliches Umfeld Commercial Activities
Dank höherer Einkommen und Rekordbeschäftigung verzeichneten die deutschen Einzelhändler nach Angaben des Statistischen Bundesamtes auch 2019 insgesamt einen Umsatzanstieg von 3,2 % auf rund 544 Milliarden Euro. Der Online-Handel wuchs deutlich überproportional (2019: +8,5 %), jedoch haben vor allem kleinere Unternehmen Schwierigkeiten, die Herausforderungen der Digitalisierung zu meistern.13
Der Handelsverband Deutschland (HDE) sieht den Handel trotz der Eintrübung der gesamtwirtschaftlichen Lage weiterhin auf Kurs. Die günstige Lage am Arbeitsmarkt und die aktuelle Lohnentwicklung werden jedoch durch die Erwartungen der Bürger bezüglich der Konjunktur gedämpft. Insgesamt herrscht dennoch eine gute Verbraucherstimmung.14 Diese Entwicklung steht jedoch im Gegensatz zum ifo Geschäftsklimaindex, der 2019 um 4,7 Prozentpunkte gefallen ist: Die Mehrheit der befragten Einzelhandelsunternehmen bewerten die Geschäftslage für die nächsten sechs Monate aber positiv.15
Laut Deutschem Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) konnte das Gastgewerbe im Jahr 2019 zum zehnten Mal in Folge wieder mit einem Plus abschließen und setzte damit seinen Aufwärtstrend fort. Auch im Bereich der Beherbergung von Gästen konnte ein Umsatzanstieg von 2,5 % erreicht werden, was preisbereinigt eine Wachstumsrate von 0,5 % darstellt. Mit einem nominalen Umsatzplus von 3,3 % (real 0,6 %) entwickelte sich auch die Gastronomie positiv. Der Cateringbereich konnte ebenfalls um 4,0 % (real 1,9 %) zulegen.16
Im Geschäftsjahr 2019 lagen die Bruttowerbeaufwendungen der werbungtreibenden Unternehmen mit 32.593 Millionen Euro auf Vorjahresniveau. Zu der primär bedienten Werbegattung am Flughafen München zählt die Out-of-Home-Werbung. Die Bruttowerbeaufwendungen in diesem Bereich sind im Vergleich zum Vorjahr um 13,1 % gestiegen.
Verschiebungen im Modal Split, der das Anreiseverhalten von Passagieren widerspiegelt, die im Einzugsgebiet des Flughafens München wohnen (sogenanntes Quellaufkommen), sowie die Entwicklungen im Besucheraufkommen von Passagieren aus dem In- und Ausland hatten unterschiedliche Auswirkungen auf das Geschäftsfeld Parken. Insbesondere das Geschäft der »Shared Mobility« (Mietwägen und Carsharing) profitierte vom erhöhten Passagieraufkommen. Verlagerungseffekte auf andere Anreisemittel konnten umsatzseitig durch Preissteigerungen, Parkvorgänge in höherwertigen Produktkategorien sowie höhere Erlöse bei anderen Verkehrsträgern kompensiert werden.
Wirtschaftliches Umfeld Immobilienvermarktung (Real Estate)
Die Landeshauptstadt München ist trotz eines Rückgangs von 21 % im Flächenumsatz weiterhin ein attraktiver Markt für die Bürovermietung. Insgesamt konnte im Jahr 2019 ein Flächenumsatz von 770.400 Quadratmetern (2018: 979.300 Quadratmeter) erzielt werden. Der Rückgang war in allen Größensegmenten zu spüren.17
Das Marktgeschehen ist weiterhin vom geringen Flächenangebot geprägt. Der Leerstand stieg im Vergleich zum Vorjahr von 410.600 Quadratmetern auf 489.400 Quadratmeter, was jedoch nichts an der grundlegenden Situation der Flächenknappheit ändert. Das Stadtgebiet München wies mit 218.100 Quadratmetern verfügbarer Fläche nur noch eine Leerstandsquote von 1,3 % auf.17
Die Durchschnittsmiete für Büroimmobilien in München lag mit 20,10 Euro/m2 erstmals über der 20-Euro-Schwelle. Dies bedeutete einen Anstieg von 6 %, wohingegen im Umland ein Rückgang um 4 % auf 12,30 Euro/m2 zu verzeichnen war. Mittlerweile ist auch die Spitzenmiete von der Aufwärtsbewegung erfasst worden. Sie machte einen Sprung um 10 % auf 39,50 Euro/m2.17
Im Immobilienmarkt zeigt sich, dass moderne Büroflächen in guten Lagen weiterhin knapp sind und Mietinteressenten Schwierigkeiten haben, geeignete Räumlichkeiten zu finden. Weiter steigende Mietpreise sind die logische Folge. Von den 415.500 Quadratmetern Bürofläche, die 2019 fertiggestellt wurden, waren Ende des Jahres über 97 % bereits belegt. Auch von den knapp über 300.000 Quadratmetern, die voraussichtlich 2020 fertiggestellt werden, sind rund 77 % bereits vermietet oder eigengenutzt. Damit ist kein Leerstandsanstieg zu erwarten, der die Marktbedingungen grundlegend verändern würde.17
1 Internationaler Währungsfonds, World Economic Outlook, Oktober 2019 und Januar 2020
2 Sachverständigenrat der Bundesregierung, Jahresgutachten 2019/20, Dezember 2019; Internationaler Währungsfonds, World Economic Outlook, Januar 2020
3 Internationaler Währungsfonds, World Economic Outlook, Januar 2020
4 Internationaler Währungsfonds, World Economic Outlook, Januar 2020
5 ifo Konjunkturprognose, Dezember 2019; Sachverständigenrat der Bundesregierung, Jahresgutachten 2019/20, Dezember 2019
6 Website onvista, Januar 2020
7 IATA, Air Passenger Market Analysis, Dezember 2019
8 IATA, Air Freight Market Analysis, Dezember 2019
9 ADV, ADV-Monatsstatistik 12/2019, Februar 2020
10 BDL, Jahresbilanz 2019, Februar 2020
11 BDL, Jahresbilanz 2019, Februar 2020
12 Luftverkehrskonzept des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur, Mai 2017
13 HDE, Pressemitteilung, November 2019
14 HDE, Pressemitteilung, September 2019
15 ifo Institut, Geschäftsklima Deutschland, Dezember 2019
16 DEHOGA, Pressemitteilung Jahresbilanz 2019, Februar 2020
17 Colliers International, Pressemitteilung, Januar 2020