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Lärmschutz

Lärmschutz ist umfassend geregelt

Die wesentlichen Regeln für den Luftverkehr werden auf internationaler Ebene festgelegt. Unter dem Dach der Vereinten Nationen beschäftigt sich die ICAO (International Civil Aviation Organization) mit der Reduzierung von Fluglärm. Die EU verfolgt ähnliche Ziele: Mit dem »Flightpath 2050« will sie die Lärmemissionen, ausgehend von 2000, bis 2050 um 65 Prozent absenken. Aber auch der Flughafenbetreiber kann regulierend eingreifen. So dürfen am Flughafen München laute Luftfahrzeuge ohne Zertifizierung nach Anhang 16 ICAO weder starten noch landen. Nachts sind die Vorschriften noch strenger: Die Nachtflugregelung am Münchner Airport sieht ein Lärmkontingent vor, das die Anzahl der Bewegungen sowie die Art und Größe der Flugzeuge berücksichtigt. Im Jahr 2019 wurde das zulässige Lärmvolumen am Flughafen München nur zu 71 Prozent ausgenutzt. Der durchschnittliche nächtliche Dauerschallpegel an der Schutzgebietsgrenze lag im Jahr 2019 unter dem erlaubten Wert von 50 dB(A).

Lärmminderungsmaßnahmen entlasten Anwohner

Der Flughafen München möchte die Belastungen durch Fluglärm für Anwohner und Mitarbeiter möglichst gering halten. Das geschieht unter anderem durch operative, technische und finanzielle Maßnahmen.

Triebwerke beim Anflug im Leerlauf

Continuous Descent Operations (oder Continuous Descent Approach, CDA) bezeichnet ein Flugverfahren, bei dem das Flugzeug mit minimaler Triebwerksleistung (idealerweise im Leerlauf) sinkt und weitestgehend Horizontalflugphasen vermeidet. Das spart Treibstoff und verringert den Ausstoß von CO2. In einigen Bereichen kann sich gegebenenfalls auch der Lärm reduzieren. Am Flughafen München wenden zahlreiche Airlines dieses Procedere an.

Kontinuierlicher Sinkanflug

Neue Triebwerksarchitektur halbiert Lärm

Der Airbus A320neo, von dem die Deutsche Lufthansa derzeit sechs Maschinen in München einsetzt, bedient als gegenwärtig effizientestes und leisestes Kurz- und Mittelstreckenflugzeug auch den Flughafen München. Er ist mit Triebwerken der neuesten Generation ausgerüstet, die den Treibstoffverbrauch um 15 Prozent verringern. Damit geht auch eine Reduzierung des Kohlendioxidausstoßes und des Lärms einher. Der Airbus A350-900 gilt als das umweltfreundlichste Langstreckenflugzeug der Welt. Es verursacht im Vergleich zu seinem Vorgänger, der A340, deutlich niedrigere Lärmpegel: beim Start bis zu 7 dB(A) weniger und bei der Landung bis zu 3 dB(A) weniger. Die A350-900-Reihe hat im Vergleich zur A340-Reihe eine um 40 bis 50 Prozent kleinere Lärmkontur und keine Pegel größer als 85 dB(A) außerhalb des Flughafengeländes. Dies führt zu einer geringeren Fluglärmbelastung im Umfeld des Flughafens. Dank modernster Triebwerke und leichtgewichtiger Materialien sowie gebogener Flügelspitzen verbraucht die A350-900-Reihe insgesamt 50 Prozent weniger Kerosin und stößt damit 50 Prozent weniger CO2 aus. Lufthansa stationiert 15 Langstreckenflugzeuge vom Typ A350-900 an ihrem Münchner Drehkreuz.

Vergleich der Lärmkonturen der Flugzeugtypen Airbus A340-600 und A350-900

Vergleich der Lärmkonturen der Flugzeugtypen Airbus A340-600 und A350-900

Landegebühr: je leiser, desto günstiger

Der Flughafen München nimmt mit lärmdifferenzierten Landegebühren Einfluss auf das eingesetzte Fluggerät. Fluggesellschaften, die leise Flugzeuge verwenden, profitieren von einem gestaffelten, stark gespreizten Gebührensystem. Die lärmabhängigen Start- und Landeentgelte können für einen lauten Flugzeugtyp bis zu achtmal höher sein als für einen leisen.

Daten und Fakten

Fluglärmbetroffenheit

An großen Airports sind normalerweise viele Menschen direkt von Fluglärm betroffen. In München ist ihre Anzahl hingegen relativ gering. Im Vergleich zu der Anzahl der in gleichem Ausmaß Betroffenen in Frankfurt sind es rund sieben Prozent. Daraus folgt jedoch keineswegs, dass der Fluglärm für das Unternehmen Flughafen München keine Rolle spielt, sondern vielmehr, dass der Standort besonders günstig gewählt wurde.

Fluglärmbetroffenheit

Anzahl Personen

Anzahl der Personen, die am Tag (24 Stunden) von Lärm über 55 dB(A) (Tag-Abend-Nacht-Lärmindex LDEN) betroffen sind: Umgebungslärmrichtlinie
Quelle: Umweltbundesamt

Engmaschige Fluglärmüberwachung

An 16 ortsfesten Messstellen überwacht die FMG kontinuierlich den Fluglärm im Umkreis von etwa 20 Kilometern um den Münchner Airport. Zusätzlich bietet sie mobile Messungen als freiwilligen Service für Gemeinden, die nicht vom stationären Messanlagennetz abgedeckt sind. 2019 wurden bei neun mobilen Fluglärmmessungen an insgesamt 307 Tagen Werte aufgezeichnet – erstmals auch in Kranzberg/Ortsteil Dorfacker, Walpertskirchen und Eching/Berghofen. In Forstinning, Haimhausen, Poing, Kranzberg, Garching und Moosburg-Bonau erfolgten bereits zum wiederholten Mal mobile Messungen.

Standorte der ortsfesten Lärmmessstellen der Flughafen München GmbH

Standorte der ortsfesten Lärmmessstellen der Flughafen München GmbH

Kurz nachgefragt

Lärmmessung mit Sonnenpower

Dr. Felix Will lächelt in einem schwarzen Sakko mit einem weißen Hemnd freundlich direkt in die Kamera
Dr. Felix Will Leiter Lärm und Lärmschutz

Herr Dr. Will, warum misst der Flughafen jetzt Lärm mit Sonnenpower?

Unsere neue mobile Messanlage trägt dazu bei, dass wir Fluglärm in der Umgebung des Flughafens noch besser und jetzt an fast jedem beliebigen Ort messen können. Sie funktioniert dank Solarmodul und Brennstoffzelle unabhängig von der örtlichen Stromversorgung und passt somit auch zur CO2-Gesamtstrategie des Flughafens.

Wie oft kam die Anlage bisher zum Einsatz?

Seit Einführung im Jahr 2019 kam die Anlage an vier verschiedenen Standorten zum Einsatz. Konkret hat sie jeweils über mehrere Wochen hinweg Fluglärm in Haimhausen, Poing, Kranzberg und Berghofen aufgezeichnet.

Dauerschallpegel Leq3
Grundlegendes Bewertungsmaß des novellierten Fluglärmgesetzes für die am Immissionsort eingestrahlte Schallenergie, auch als energieäquivalenter Dauerschallpegel bezeichnet. Der Leq3 wird über die 16 Tagesstunden von 6 bis 22 Uhr (Leq3 Tag) beziehungsweise über die Nachtstunden von 22 bis 6 Uhr (Leq3 Nacht) ermittelt. Als Bezugszeitraum werden die sechs verkehrsreichsten Monate des Jahres zugrunde gelegt.
International Civil Aviation Organization (ICAO)
Die internationale Zivilluftfahrtorganisation ist eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen mit Sitz in Montreal. Ihr gehören 193 Vertragsstaaten an. Die ICAO hat sich zum Ziel gesetzt, in Zusammenarbeit mit ihren Mitgliedsstaaten eine sichere und nachhaltige Entwicklung der zivilen Luftfahrt zu gewährleisten.

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